BYOD: Mitarbeitermotivation oder Mogelpackung?
Als ich vor Jahren in Australien war, machte ich Bekanntschaft mit „BYO“, der Kurzform von: „Bring Your Own“. Das Kürzel prangte so ziemlich an jedem Restaurant. Gemeint war Alkohol, den man mitbringen konnte, um etwa den bevorzugten Wein zum Essen zu trinken.
Ich war fasziniert. Irgendwie war das gut und doch eine Mogelpackung: Die Restaurants verzichteten auf einen großen Teil ihres Umsatzes mit alkoholischen Getränken. Doch für das Öffnen seiner Flaschen musste der Gast eine „corkage“-Gebühr zahlen.
Harte Getränke waren in jedem Fall ausgenommen. Und der Gast musste stets aufpassen: Je nach Lizenz des Restaurants bezog sich BYO auf Bier oder Wein oder beides.
Laptop, Tablet, Smartphone, Smartwatch …
BYO gibt es nun auch bei uns und zwar bezogen auf die IT. Die Diskussionen um BYOD – Bring Your Own Device – sollen klären, inwieweit private Geräte in den Unternehmen sinnvoll genutzt werden können.
Auch hier muss man genau hinschauen. Die Lage ist keinesfalls eindeutig. Mein erster Gedanke zu BYOD war: Gute Idee! Das Unternehmen spart Anschaffungskosten und zugleich steigt die Mitarbeiterzufriedenheit durch die eigene Wahl des Gerätes. Vorschriften zur Nutzung bestimmter Geräte sind passé. Ebenso wie der Neid zwischen einzelnen Mitarbeitergruppen, die eventuell unterschiedliche Geräte bekommen. Das klingt doch gut.
Was Beteiligte denken
Ganz falsch ist der Gedanke nicht. Einige Zahlen der jüngsten Bitcom Branchenbefragung bei ITK Unternehmen bestätigen ihn:
„43 Prozent der ITK-Unternehmen erlauben ihren Mitarbeitern, eigene Geräte mit dem Firmennetzwerk zu verbinden. (…) Fast zwei Drittel (60 Prozent) von ihnen haben dafür spezielle Regeln aufgestellt.
Von den Unternehmen, die BYOD zulassen, erhoffen sich 81 Prozent eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit. Knapp drei Viertel (74 Prozent) erwarten Effizienzsteigerungen, weil die Mitarbeiter mit ihren Geräten vertraut sind. Rund 40 Prozent wollen so als moderner Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
Vor allem jüngere Arbeitnehmer erwarten immer häufiger, ihre eigenen Smartphones und Tablet-Computer auch im Job einsetzen zu können. Jedes zweite befragte Unternehmen (53 Prozent) lehnt private Endgeräte am Arbeitsplatz jedoch ab.“
Auch wenn dies eine Befragung der ITK-Branche war, so ist davon auszugehen, dass die Erwartungshaltung auf andere Branchen übertragbar ist.
BYOD: Vorteile und Nachteile
Neben der Mitarbeiterzufriedenheit und einem guten Image gibt es weitere Aspekte, die Unternehmen beim Zulassen von BOYD bedenken sollten. An vorderster Stelle stehen der Datenschutz, die Datensicherheit, die Lizenzrechte und die Leistungsfähigkeit der Geräte.
- Der Datenschutz ist in aller Munde und die Regularien nehmen stetig zu. Eine Herausforderung für Unternehmen:
Wie können sie mit fremden Geräten den Datenschutz in ihrem Netzwerk sicherstellen? Im Unternehmen beschlossene Maßnahmen sind auf privaten Endgeräten womöglich nicht durchzusetzen. - Wie verhindern Sie, dass durch den Gebrauch privater Geräte Viren und Trojaner leichter eingeschleust werden?
- Wie sind die Geräte lizensiert? Wie ist die private Lizenz des Mitarbeiters zu bewerten? Mit anderen Worten: Dürfen die Geräte für den Einsatz im Namen des Unternehmens überhaupt genutzt werden?
- Und schließlich: Wenn der Mitarbeiter kein High-End Gerät einsetzt und an neuen Updates und Trends nicht interessiert ist – wie kann der Arbeitgeber ihn dann zu einem leistungsfähigen Gerät motivieren?
Sich also mal eben für BOYD entscheiden? – Nein, das geht nicht! Auch hier ist eine Absprache zwischen den einzelnen Abteilungen von der IT bis hin zum Betriebsrat nötig. Die Frage lautet, ob die Vorteile den Aufwand rechtfertigen oder ob CYOD (Choose Your Own Device) vielleicht die bessere Wahl ist.
Arbeiten Sie ohnehin schon an einem Projekt?
Kommen wir auf mein Lieblingsthema zu sprechen: IT-Projekte. Wenn Sie schon dabei sind, nutzen Sie doch die Chance: Was halten Sie davon, Ihr Projekt zum Anlass zu nehmen, um Ihre digitale Strategie zu prüfen oder zu entwickeln?
Fangen Sie doch so an: Starten Sie mit einem Pilotprojekt in der IT-Abteilung. Ihren Projektleiter und sein Team freut es, denn sie erfahren nochmals eine Aufwertung. Das motiviert auf jeden Fall. Und als Arbeitgeber stehen Sie gut da: modern und fortschrittlich.
BYOD – Fazit
Machen Sie sich besser keine Illusionen. Es ist gut möglich, dass private Geräte unter der Hand schon längst Einzug in Ihr Unternehmen gehalten haben. Die Frage nach BYOD ist ein guter Anlass, die oben genannten Fragen für sich beantworten.
Wenn Sie sich BOYD in Ihrem Unternehmen vorstellen können: Entscheiden Sie nichts, ohne Ihre Mitarbeiter zu befragen. Überraschungen sind möglich und wahrscheinlich, sowohl in Hinsicht auf die unternehmenseigene Infrastruktur als auch im Hinblick auf die Akzeptanz der Maßnahme.